Herbstthema 2025
Rindenbrand
Vorbeugende und bekämpfende Maßnahmen
Der Befall von Apfelbäumen durch den Schwarzen Rindenbrand beunruhigt seit einigen Jahren Streuobstliebhaber. Immer häufiger nehmen Bäume auch schon im jungen Alter Schaden. Werden die ersten Anzeichen des Rindenbrandes erkannt, kann dem jungen Baum jedoch gut geholfen werden. Wir möchten mit diesem Flyer Vorbeugemaßnahmen gegen den Rindenbrand erläutern und dazu ermuntern, ihn bei Befall am Baum zu bekämpfen.
Problematik
Erkrankungen von Rinde im Stamm- und Starkastbereich der Bäume waren insbesondere auf Streuobstwiesen erstmals nach dem heißen Sommer 2003 im südlichen Raum Deutschlands aufgetreten. Nach weiteren heißen Sommern, die mit Trockenstress der Bäume einhergingen, breitete sich der Rindenbrand auch auf Plantagen aus und das Befallsgebiet hat sich auf ganz Deutschland ausgeweitet. Dies belegen
Untersuchungen in 2021/2022 eingesand-ter Gewebeproben einer Forschungs-gruppe des LTZ Augustenberg.
Erkennen
Symptome
Befallene Stellen sind meist schwarz verfärbt und sehen aus wie verbrannt. Die Rinde ist im Bereich der Verfärbung oder auch darüber hinaus mit deutlicher Abgrenzung leicht eingesunken. Gerne befinden sich diese Stellen an Wunden, Rissen oder auch an Bereichen, die lange Feuchtigkeit ausgesetzt sind und schlecht abtrocknen, bspw. Unterseite Leitastansatz. Eine fehlende Verheilung von Wunden ist die Folge bei direktem Befall. Auch bei fehlender Überwallung von Schnittstellen kann Rindenbrand der Auslöser sein. Bei starkem Befall leiden Einzeläste bis hin zu ganzen Astpartien; breitet sich der Pilz um
den gesamten Stamm herum aus, stirbt der Baum ab. Bei länger anhaltendem starkem Befall löst sich die Rinde und das Holz liegt frei. Dies hat zu vielen Verlusten insbesondere junger Bäume geführt; deren weiche Rinde wird schneller befallen als die Rinde älterer Bäume, bei denen sich bereits eine feste Borke ausgebildet hat.
Der Pilz schädigt das Kambium der betroffenen Rindenteile und bringt es zum Absterben – es entstehen Nekrosen, Bereiche mit abgestorbenem Pflanzengewebe, die nicht von gesundem Gewebe überwallt werden. Entsprechend verschlechtert sich die Versorgung des Baumes je mehr Kambium befallen ist.
Biologie des Erregers
Verursacht wird der Schwarze Rindenbrand durch Pilzbefall mit pilzlichen Erregern der Gattung Diplodia. Bevorzugt werden Apfelbäume befallen, in wenigen Fällen auch andere Obstsorten wie bspw. Birne oder Quitte. Wunden oder Wachstumsrisse, aber auch Adventivwurzeln (Luftwurzelansätze) dienen als Eintrittspforte für die Pilzsporen. Neben dem Vorhandensein von Sporen wird für eine Infizierung eine Nässeperiode und eine Wunde als Eintrittspforte benötigt. Eine intakte Rinde schützt entsprechend vor Befall.
Beispiel gesundes Kambium/ krankes Kambium
Der Pilz kann in der Pflanze zunächst symptomlos und ohne Schädigung seines Wirts leben. Bei Trockenstress oder auch anderen Mangelsituationen des Baumes (Nährstoffe) kommt es zur Ausbildung der typischen Symptome bei Krankheitsausbruch. Nachfolgend entwickeln sich in der Rinde Fruchtkörper, kleine warzige Erhebungen, die später aufbrechen und die Sporen auslassen. Auch Blätter und Früchte können vom Pilz befallen werden. Von der Überdauerung des Pilzes im Boden ist nicht auszugehen. Sind alle befallenen Baumteile entfernt, kann nach Rodung wieder bepflanzt werden. An verbleibenden befallenen Holzteilen kann der Erreger jedoch mehr als 15 Monate überleben.
Verwechslungsgefahren
Eine reine Schwarzfärbung kann leicht in die Irre führen, denn es gibt ebenso ungefährliche, auf der Oberfläche der Rinde lebende Schwärzepilze. Sind größere Schnittwunden schwarz verfärbt, das Kambium zeigt jedoch eine gesunde Aktivität im Bereich der Wundüberwallung auf, so handelt es sich wahrscheinlich um einen Schwärzepilz, der das Gewebe nicht schädigt.
Zieht sich die Schwärze in die Rinde/ das Gewebe hinein und die Überwallung bleibt aus, so ist die Wahrscheinlichkeit eines
Rindenbrandes groß. Verwechselungsgefahr besteht zudem mit dem Obstbaumkrebs oder der Kragenfäule (unterer Stammbereich, nahe der Veredelungsstelle). Relative Sicherheit bekommt man durch Anschnitt des Gewebes mit einem Cutter oder einem scharfen Messer – ist das Kambium zum gesunden Gewebe deutlich abgegrenzt braun gefärbt, so handelt es sich höchstwahrscheinlich um den gewebeschädigenden Rindenbrand. Gesundes Kambium ist grünlich bis weiß.
Anschnitt Obstbaumkrebs – aber gesundes Gewebe
Um sicher zu gehen, kann eine Gewebeprobe, ein Stück befallene Rinde, eingeschickt werden ins Labor zum LTZ Augustenberg. Im Labor wird festgestellt ob der Diplodia-Erreger nachzuweisen ist.
Vorbeugen
Da es sich beim Rindenbrand um einen Schwächepilz handelt, sind vorbeugende Maßnahmen wichtig. Für die Baumgesundheit ist eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Wasser notwendig. Hier spielt der Standort eine große Rolle für die Apfelbäume. In exponierten Lagen mit schlechter Wasserversorgung, flachgründigem oder nährstoffarmem wie auch sandigem Boden werden sie schlechter mit Wasser und Nährstoffen versorgt und leiden insbesondere in Trockenperioden schneller unter Trockenstress oder Nährstoffmangel. Aber auch feuchte Lagen begünstigen in Nässeperioden die Verbreitung des Pilzes. Zudem ist ein guter Pflegezustand der Bäume wichtig, sie vital zu halten.
Standortwahl
- Wassererreichbarkeit der Wurzeln am Standort prüfen
- Keine exponierten Südhänge mit starker Sonneneinstrahlung und schlechter Wasserverfügbarkeit
- Übermäßig feuchte Lagen mit Feuchtestau vermeiden
- Nährstoffverfügbarkeit mittels Bodenproben überprüfen
- Stark Sandige Böden verbessern – Bodenaufbesserung
Schutz vor Beschädigung
- Stammschutz gegen Verbiss zur Verhinderung von Wunden durch Tiere oder Anfahrt von Mähern/ Sensen
- Wühlmausschutz bei vorhandenen Populationen
- Stammanstrich zur Reduktion/ Verhinderung von Sonnenbrandnekrosen und Spannungsrissen im Frühjahr (Bspw. Liebig Lehm – Baumschutzlehm; Fa. Biofa – Preicobakt Stammanstrich oder Proagro Baumweiß, o.a.)
- Stammanstrich stellt keinen grundsätzlichen Schutz dar
Baum- und Wiesenpflege
- Regelmäßige Schnittpflege unter Vermeidung großer Wunden
- Fungizidhaltiges Wundverschlussmittel auf Schnittflächen von Jungbäumen sowie bei älteren Bäumen bei größeren Wunden von Stamm und Starkästen aufbringen
- Jungbäume innerhalb der ersten 5-10 Jahre bei Bedarf in Trockenzeiten wässern. Je nach Alter und Lage 80 – 150 L pro Baum, bis zu jede 2 Wochen bei ausbleibendem Regen
- Freihalten einer Baumscheibe zur Minimierung der Wasserkonkurrenz bei Jungbäumen
- Baumscheibe aufhacken oder mulchen, um Feuchteverluste der ungeschützten Erde zu vermeiden
- Regelmäßige stammnahe Wiesenpflege in Jungbaumanlagen zur Vermeidung langanhaltender Stammnässe
Verbreitung verhindern
- Regelmäßiges Ausschneiden von Totholz
- Entfernen von Schnittgut und Totholz von der Streuobstwiese – der Pilz bleibt lange Zeit auf Totholz überlebensfähig und verbreitet sich von hier aus
- Reinigung und Desinfektion der Werkzeuge nach jedem Baum, um eine Übertragung zu vermeiden – Reinigung mittels Abflammgerät (Gaskartusche mit Flammaufsatz) – Große Hitze zerstört Pilzsporen
Unterlage und Sortenwahl
Ein weiterer Faktor sind Unterlage und Sortenwahl. Im Streuobstbereich wird vornehmlich eine Sämlingsunterlage zur Veredelung genutzt. Diese sorgt für ein kräftiges Wurzelwachstum. Hier wird aktuell geforscht, ob sich andere Unterlagen im Hinblick auf längere Trockenperioden eventuell besser für den Streuobstbereich eignen.
Im Blick auf die Sortenwahl sind einige starkwüchsige Sorten relativ robust gegenüber dem Rindenbrand. Sie bleiben nicht befallsfrei, können sich jedoch in einem gewissen Alter bei günstigem Standort einigermaßen gegen den Pilz wehren, so dass nur einzelne Partien befallen werden oder leicht befallene Bereiche durch gesundes Kambium überwallt oder verdrängt werden. Einzelne Sorten stehen inzwischen in Verdacht, empfindlicher zu sein gegenüber dem Rindenbrand.
Mit der Eignung modernerer Züchtungen für den Streuobstanbau setzt sich ein langjähriger Versuch der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim „LWG Bayern“ mit entsprechendem Fachartikel auseinander: „Neue Apfelsorten für den Streuobstbau im Test“ (LWG aktuell / 2018). Martin Degenbeck beobachtete über mehrere Jahre moderne Züchtungen im Vergleich mit klassischen Apfelsorten auf der Streuobstwiese. Ein wichtiger Punkt der Untersuchung sind Reaktionen der Bäume auf Stresssituationen wie bspw. längere Trockenperioden: www.lwg.bayern.de
Schaderreger Rindenbrand
Informationen rund um den Schwarzen Rindenbrand am Apfel sowie Möglichkeiten der Bekämpfung bei befallenen Bäumen stellt das Landwirtschaftliche Technologiezentrum „LTZ Augustenberg“ zur Verfügung. Die eindeutige Bestimmung von Rindenbrand, Untersuchung von sorten- oder standortspezifischem Befall, Verwechslungsgefahr mit anderen Parasiten, etc. werden hier dargestellt: www.ltz.landwirtschaft-bw.de/Schadorganismen - unter dem Link: Schwarzer Rindenbrand
Eine Betrachtung von Ursachen und Einflüssen von Klima und Pflege zum Schwarzen Rindenbrand sowie vorbeugende Maßnahmen finden sich auf einem Flyer von Kerstin Haugrund, Fachwart für Obstbau; veröffentlicht auf der Internetseite des Förderverein Odenwälder Apfel e.V.: www.odenwaelder-apfel.de/fachwarte/fachinformationen
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Stöbern!
Kelterei Krämer, Anke Braun