20.08.2025 | Anke Braun

Herbstthema 2025

Rindenbrand - Vorbeugende und bekämpfende Maßnahmen

Der Befall von Apfelbäumen durch den Schwarzen Rindenbrand beunruhigt seit einigen Jahren Streuobstliebhaber. Immer häufiger nehmen Bäume auch schon im jungen Alter Schaden. Werden die ersten Anzeichen des Rindenbrandes erkannt, kann dem jungen Baum jedoch gut geholfen werden. Wir möchten mit diesem Flyer Vorbeugemaßnahmen gegen den Rindenbrand erläutern und dazu ermuntern, ihn bei Befall am Baum zu bekämpfen.

Problematik

Erkrankungen von Rinde im Stamm- und Starkastbereich der Bäume waren insbesondere auf Streuobstwiesen erstmals nach dem heißen Sommer 2003 im südlichen Raum Deutschlands aufgetreten. Nach weiteren heißen Sommern, die mit Trockenstress der Bäume einhergingen, breitete sich der Rindenbrand auch auf Plantagen aus und das Befallsgebiet hat sich auf ganz Deutschland ausgeweitet. Dies belegen Untersuchungen in 2021/2022 eingesandter Gewebeproben einer Forschungs-gruppe des LTZ Augustenberg.

Abgestorbene Rinde eines Starkastes bei Befall durch Rindenbrand

Erkennen

Symptome
Befallene Stellen sind meist schwarz verfärbt und sehen aus wie verbrannt. Die Rinde ist im Bereich der Verfärbung oder auch darüber hinaus mit deutlicher Abgrenzung leicht eingesunken. Gerne befinden sich diese Stellen an Wunden, Rissen oder auch an Bereichen, die lange Feuchtigkeit ausgesetzt sind und schlecht abtrocknen, bspw. Unterseite Leitastansatz. Eine fehlende Verheilung von Wunden ist die Folge bei direktem Befall. Auch bei fehlender Überwallung von Schnittstellen kann Rindenbrand der Auslöser sein. Bei starkem Befall leiden Einzeläste bis hin zu ganzen Astpartien; breitet sich der Pilz um
den gesamten Stamm herum aus, stirbt der Baum ab. Bei länger anhaltendem starkem Befall löst sich die Rinde und das Holz liegt frei. Dies hat zu vielen Verlusten insbesondere junger Bäume geführt; deren weiche Rinde wird schneller befallen als die Rinde älterer Bäume, bei denen sich bereits eine feste Borke ausgebildet hat.

Umfassende Stammschädigung bei Jungbaum
Der Pilz schädigt das Kambium der betroffenen Rindenteile und bringt es zum Absterben – es entstehen Nekrosen, Bereiche mit abgestorbenem Pflanzengewebe, die nicht von gesundem Gewebe überwallt werden. Entsprechend verschlechtert sich die Versorgung des Baumes je mehr Kambium befallen ist.
Abgestorbenes Kambium (braun) ist bei Anschnitt klar abgegrenzt gegenüber dem gesunden Gewebe

Biologie des Erregers
Verursacht wird der Schwarze Rindenbrand durch Pilzbefall mit pilzlichen Erregern der Gattung Diplodia. Bevorzugt werden Apfelbäume befallen, in wenigen Fällen auch andere Obstsorten wie bspw. Birne oder Quitte. Wunden oder Wachstumsrisse, aber auch Adventivwurzeln (Luftwurzelansätze) dienen als Eintrittspforte für die Pilzsporen. Neben dem Vorhandensein von Sporen wird für eine Infizierung eine Nässeperiode und eine Wunde als Eintrittspforte benötigt. Eine intakte Rinde schützt entsprechend vor Befall.
Der Pilz kann in der Pflanze zunächst symptomlos und ohne Schädigung seines Wirts leben. Bei Trockenstress oder auch anderen Mangelsituationen des Baumes (Nährstoffe) kommt es zur Ausbildung der typischen Symptome bei Krankheitsausbruch. Nachfolgend entwickeln sich in der Rinde Fruchtkörper, kleine warzige Erhebungen, die später aufbrechen und die Sporen auslassen. Auch Blätter und Früchte können vom Pilz befallen werden. Von der Überdauerung des Pilzes im Boden ist nicht auszugehen. Sind alle befallenen Baumteile entfernt, kann nach Rodung wieder bepflanzt werden. An verbleibenden befallenen Holzteilen kann der Erreger jedoch mehr als 15 Monate überleben.

Verwechslungsgefahren
Eine reine Schwarzfärbung kann leicht in die Irre führen, denn es gibt ebenso ungefährliche, auf der Oberfläche der Rinde lebende Schwärzepilze. Sind größere Schnittwunden schwarz verfärbt, das Kambium zeigt jedoch eine gesunde Aktivität im Bereich der Wundüberwallung auf, so handelt es sich wahrscheinlich um einen Schwärzepilz, der das Gewebe nicht schädigt.

Gesunde Wundüberwallung trotz schwarzgefärbter Schnittfläche - kein Rindenbrand
Zieht sich die Schwärze in die Rinde/ das Gewebe hinein und die Überwallung bleibt aus, so ist die Wahrscheinlichkeit eines Rindenbrandes groß. Verwechselungsgefahr besteht zudem mit dem Obstbaumkrebs oder der Kragenfäule (unterer Stammbereich, nahe der Veredelungsstelle). Relative Sicherheit bekommt man durch Anschnitt des Gewebes mit einem Cutter oder einem scharfen Messer – ist das Kambium zum gesunden Gewebe deutlich abgegrenzt braun gefärbt, so handelt es sich höchstwahrscheinlich um den gewebeschädigenden Rindenbrand. Gesundes Kambium ist grünlich bis weiß.
Befall durch Obstbaumkrebs - Anschnitte Wundüberwallung sind gesund
Um sicher zu gehen, kann eine Gewebeprobe, ein Stück befallene Rinde, eingeschickt werden ins Labor zum LTZ Augustenberg. Im Labor wird festgestellt ob der Diplodia-Erreger nachzuweisen ist.

Einsendeformular LTZ Augustenberg

Vorbeugen

Da es sich beim Rindenbrand um einen Schwächepilz handelt, sind vorbeugende Maßnahmen wichtig. Für die Baumgesundheit ist eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Wasser notwendig. Hier spielt der Standort eine große Rolle für die Apfelbäume. In exponierten Lagen mit schlechter Wasserversorgung, flachgründigem oder nährstoffarmem wie auch sandigem Boden werden sie schlechter mit Wasser und Nährstoffen versorgt und leiden insbesondere in Trockenperioden schneller unter Trockenstress oder Nährstoffmangel. Aber auch feuchte Lagen begünstigen in Nässeperioden die Verbreitung des Pilzes. Zudem ist ein guter Pflegezustand der Bäume wichtig, sie vital zu halten.

Standortwahl

  • Wassererreichbarkeit der Wurzeln am Standort prüfen
  • Keine exponierten Südhänge mit starker Sonneneinstrahlung und schlechter Wasserverfügbarkeit
  • Übermäßig feuchte Lagen mit Feuchtestau vermeiden
  • Nährstoffverfügbarkeit mittels Bodenproben überprüfen
  • Stark Sandige Böden verbessern – Bodenaufbesserung

Schutz vor Beschädigung

  • Stammschutz gegen Verbiss zur Verhinderung von Wunden durch Tiere oder Anfahrt von Mähern/ Sensen
  • Wühlmausschutz bei vorhandenen Populationen
  • Stammanstrich zur Reduktion/ Verhinderung von Sonnenbrandnekrosen und Spannungsrissen im Frühjahr (Bspw. Liebig Lehm – Baumschutzlehm; Fa. Biofa – Preicobakt Stammanstrich oder Proagro Baumweiß, o.a.)
  • Stammanstrich stellt keinen grundsätzlichen Schutz dar

Baum- und Wiesenpflege

  • Regelmäßige Schnittpflege unter Vermeidung großer Wunden
  • Fungizidhaltiges Wundverschlussmittel auf Schnittflächen von Jungbäumen sowie bei älteren Bäumen bei größeren Wunden von Stamm und Starkästen aufbringen
  • Jungbäume innerhalb der ersten 5-10 Jahre bei Bedarf in Trockenzeiten wässern. Je nach Alter und Lage 80 – 150 L pro Baum, bis zu jede 2 Wochen bei ausbleibendem Regen
  • Freihalten einer Baumscheibe zur Minimierung der Wasserkonkurrenz bei Jungbäumen
  • Baumscheibe aufhacken oder mulchen, um Feuchteverluste der ungeschützten Erde zu vermeiden
  • Regelmäßige stammnahe Wiesenpflege in Jungbaumanlagen zur Vermeidung langanhaltender Stammnässe

Verbreitung verhindern

  • Regelmäßiges Ausschneiden von Totholz
  • Entfernen von Schnittgut und Totholz von der Streuobstwiese – der Pilz bleibt lange Zeit auf Totholz überlebensfähig und verbreitet sich von hier aus
  • Reinigung und Desinfektion der Werkzeuge nach jedem Baum, um eine Übertragung zu vermeiden – Reinigung mittels Abflammgerät (Gaskartusche mit Flammaufsatz) – Große Hitze zerstört Pilzsporen

Unterlage und Sortenwahl
Ein weiterer Faktor sind Unterlage und Sortenwahl. Im Streuobstbereich wird vornehmlich eine Sämlingsunterlage zur Veredelung genutzt. Diese sorgt für ein kräftiges Wurzelwachstum. Hier wird aktuell geforscht, ob sich andere Unterlagen im Hinblick auf längere Trockenperioden eventuell besser für den Streuobstbereich eignen.
Im Blick auf die Sortenwahl sind einige starkwüchsige Sorten relativ robust gegenüber dem Rindenbrand. Sie bleiben nicht befallsfrei, können sich jedoch in einem gewissen Alter bei günstigem Standort einigermaßen gegen den Pilz wehren, so dass nur einzelne Partien befallen werden oder leicht befallene Bereiche durch gesundes Kambium überwallt oder verdrängt werden. Einzelne Sorten stehen inzwischen in Verdacht, empfindlicher zu sein gegenüber dem Rindenbrand.

Maßnahmen

Bei jungen Bäumen sowie Bäumen mit übersichtlichem Befall lohnt es sich, die befallenen Stellen bis auf gesundes Kambium und gesundes Holz herauszuschneiden.

Behandlung beim jungen Baum
Bei diesem Stamm eines Jungbaumes ist das Gewebe angrenzend an den Stammriss dunkel verfärbt und die Rinde ist klar gegenüber dem gesunden Gewebe abgegrenzt eingesunken.

Eingesunkene, schwarzgefärbte Rinde
Bei Anschnitt wird das braun gefärbte, abgestorbene Kambium deutlich sichtbar.
Kambium bis zum Holz befallen
Das abgestorbene Gewebe wird so weit ausgeschnitten, bis nur noch gesundes, weißgrünliches Gewebe zu erkennen ist. Der Befall erstreckte sich durch das Kambium hindurch bis auf das Holz.
Befallenes Gewebe ist komplett entfernt
Nachfolgend wird der gesamte Bereich mit einem fungizidhaltigen Wundschutzmittel angestrichen. Auch Lehmpasten sind hierfür geeignet. Sie halten die Wunde feucht und fördern die Wundverheilung.
Schutzanstrich des behandelten Bereiches
Bei einem jungen Baum kann die Behandlung eines derartigen Befalls mit Rindenbrand nach ein bis zwei Jahren komplett verheilt sein. Oft ist der Baum danach gesund.
Starke Wundüberwallung ein Jahr nach Ausschnitt von Rindenbrand beim Jungbaum
Komplette Überwallung einer Wunde nach zwei Jahren

Wichtig zu beachten:

  • Folie auslegen unter der Stelle, an der man arbeitet
  • Herausgeschnittenes Material komplett entsorgen (Hausmüll oder Verbrennen)
  • Werkzeug nachfolgend desinfizieren

Behandlung beim älteren Baum
Befall eines Leitastes an der Unterseite Ansatz zum Stamm. Der Baum ist ca. 20 Jahre alt und bereits im Ertragsalter.

Befallssituation: Schwarzfärbung – Rinde ist klar abgegrenzt eingesunken und schwarz verfärbt
Bei Anschnitt und Bohrung mit dem Fräskopf (Forstner-Bohrer auf Akkubohrer) zeigt sich braungefärbtes, abgestorbenes Kambium. Um zu vermeiden, dass der Leitast weiter geschwächt wird und eventuell unter Ertragslast bricht, wird alles nekrotische Gewebe bis ins gesunde Gewebe herausgefräst und -geschnitten.
Ausgefräste Rinde bei starkem Befall am erwachsenen Baum
Nachfolgend wird das Kambium schräg angeschnitten – bei geradem Anschnitt besteht die Gefahr, dass sich die Rinde ein Stück ablöst.
Rindenschrägschnitt an komplett ausgeschnittener Wunde
Auch hier wird die Wunde mit fungizidhaltiger Wundpaste oder Lehmanstrich geschützt.
Abdeckung der Wunde mit Wundheilpaste
Nach zwei Jahren ist die behandelte Stelle bereits ein großes Stück zugewachsen und verheilt. Das Kambium ist gesund. In den Folgejahren sollte immer wieder darauf geachtet werden, dass die Wunde weiterhin verwächst. Bei erneutem Befall des überwallenden Gewebes muss dieses nochmal in gleicher Weise behandelt werden.
Verheilung der Wunde nach zwei Jahren

Zum Ausschneiden kann eine Hippe oder auch ein Cutter benutzt werden.

Hippe mit geschwungener Schneide
Tiefere und größere Flächen werden mit dem Fräskopf auf einem Akkuschrauber ausgebohrt.

Ist der Befall eines Baumes weit fortgeschritten und eine Sanierung wäre aussichtslos, so ist er besser aus der Anlage zu entfernen, um die Gefahr der Ansteckung umgebender Bäume zu mindern. Einzelne Flächen oder generell der Beginn von Rindenbrand ist jedoch nach unserer Erfahrung gut zu bekämpfen. Vitale Bäume können sich nach einer Unterstützung bei der Bekämpfung nachfolgend gut gegen den Rindenbrand wehren.

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Hans Helmut Börner vom Kreisverband Obstbau, Garten und Landschaftspflege Odenwald-Dieburg für seine fachliche Unterstützung und die methodische Anweisung bei der Bekämpfung des Schwarzen Rindenbrandes. Des weiteren bedanken wir uns bei Dr. Jan Hinrichs-Berger vom LTZ Augustenberg, der uns Bild- und Infomaterial über den Schwarzen Rindenbrand zur Verfügung gestellt hat.

Quellenangaben Text und Fotos:
Schwarzer Rindenbrand an Kernobst, Johanna Brenner Beratungsdienst Ökologischer Weinbau, Weinsberg, Michael Nagel und Jan Hinrichs-Berger, Landwirtschaftliches Technologie Zentrum Augustenberg, Karlsruhe, Fachzeitschrift Öko-Obstbau, 1/ 2024; Diversität und Verbreitung von Diplodia spp. – dem Erreger des Schwarzen Rindenbrandes an Kernobst – in Deutschland, Julia Zugschwerdt, Kamilla Zegermacher, Gabriele Zgraja, Gritta Schrader, Clovis Douanla-Meli, Jan Hinrichs-Berger, LTZ Augustenberg, Karlsruhe, Julius-Kühn-Institut, Braunschweig, Journal für Kulturpflanzen, 75 (07-08). S. 196–201, 2023; Schwarzer Rindenbrand - Verwechslungsmöglichkeiten und Mischinfektionen, Schwarzer Rindenbrand an Kernobst, Michael Nagel, Dr. Jan Hinrichs-Berger, Herausgeber: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), Neßlerstr. 25, 76227 Karlsruhe, Juni 2024; Sorten- und Standortunterschiede, Michael Nagel, Dr. Jan Hinrichs-Berger, Herausgeber: Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), Neßlerstr. 25, 76227 Karlsruhe, Januar 2025; Die größte Gefahr für Streuobstwiesen – Schwarzer Rindenbrand an Apfelbäumen und Birnbäumen, Kerstin Haugrund, Fachwartin, Förderverein Odenwälder Apfel e.V., 2021; Neuartiger Rindenbrand im Streuobstanbau, Oliver Martinez, in campus-magazin 3-2010, https://www.kirdorfer-feld.de/images/2011_Images/campus_magazin_03-2010.pdf;
Bildmaterial: Abb. 2 und 3 mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dr. Jan Hinrichs-Berger; Abb. 4 mit freundlicher Genehmigung von Steffen Kahl

Kelterei Krämer, Anke Braun